Wie wirkt eine Schutzimpfung?
Krankmachende Keime werden vom körpereigenen Abwehrsystem, dem Immunsystem, gezielt bekämpft. Dafür bilden bestimmte Zellen Abwehrstoffe gegen den Krankheitserreger. Kommt nun der Organismus ein zweites Mal mit einem Bakterium oder Virus in Kontakt, erinnert sich das Immunsystem daran und bildet sehr viel schneller Abwehrstoffe. Die Erkrankung bricht nicht mehr aus oder verläuft deutlich harmloser.
Diese Immunität lässt sich auch durch eine Impfung erreichen. Der einzige Unterschied: Dies geschieht nicht mit dem schädlichen Krankheitskeim. Es werden vielmehr abgetötete oder abgeschwächte Erreger oder nur deren Bestandteile verabreicht, die keine Erkrankung verursachen. Das Immunsystem reagiert darauf genauso wie auf den krankmachenden Keim. Es bildet Abwehrstoffe und merkt sich den Eindringling. Taucht danach der natürliche Erreger tatsächlich auf, wird er vom Immunsystem erkannt und unschädlich gemacht.
Für den vollständigen Impfschutz reicht manchmal eine Impfung. Meist werden aber mehrere Impfungen im Abstand von Wochen oder Monaten benötigt. Der Schutz hält dann viele Jahre, in einigen Fällen auch ein Leben lang an. Für manche Bakterien oder Viren benötigt das Immunsystem ein gelegentliches „Gedächtnistraining“, das durch Auffrischimpfungen erreicht wird, wie sie beispielsweise für Tetanus und Diptherie alle zehn Jahre empfohlen werden.
Ist die „natürliche“ Immunität nicht gesünder?
Gelegentlich wird behauptet, eine „natürlich“ erworbene Immunität nach der Erkrankung sei gesünder und wirksamer als die durch Impfung „künstlich“ erzeugte. Das ist ein Irrtum. Die durch Impfung erzielte Immunabwehr arbeitet ebenso natürlich wie eine durch Krankheit erworbene. Allerdings läuft sie kontrolliert ab. Zudem gibt es Krankheiten, bei denen die einmalige Erkrankung kein sicherer Schutz vor einer erneuten Ansteckung ist (z. B. Tetanus oder Diphtherie). Eine abgeschlossene Grundimmunisierung und spätere Auffrischungen bieten hingegen diese Sicherheit.
Nebenwirkungen und Impfreaktionen
Impfstoffe gehören zu den sichersten Arzneimitteln überhaupt. Dennoch sind Nebenwirkungen, wie bei anderen Medikamenten, nie völlig auszuschließen. Dabei kann eine mögliche Impfreaktion sowohl durch den Wirkstoff als auch die im Impfstoff enthaltenen Zusatzstoffe ausgelöst werden. Zu den möglichen, aber meist unbedenklichen allgemeinen Impfreaktionen gehören:
Vorübergehende Rötung und/oder Schwellung an der Impfstelle. Müdigkeit, Fieber (bis 39,0 °C) oder Kopfschmerzen innerhalb der ersten 48 Stunden. Leichter Hautausschlag und Lymphknotenschwellungen.
Nach der Masern-Mumps-Röteln-Impfung kann es nach etwa zwei Wochen zu leichten Symptomen der entsprechenden Krankheit kommen. Diese sind nicht ansteckend. Behandlungsbedürftige Nebenwirkungen sind ausgesprochen selten. Davon zu unterscheiden sind Impfschäden, die zu bleibenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Das Risiko, durch Impfung einen Impfschaden zu erleiden, ist extrem gering und liegt deutlich unter dem Komplikationsrisiko der jeweiligen Erkrankung. So ist beispielsweise das Risiko einer Masern-Enzephalitis nach Erkrankung bei 1:500 bis 2.000 und nach Masern-Impfung bei 1:1.000.000.
Impfen in der Schwangerschaft
Am besten ist ein entsprechender Impfschutz bereits vor der Schwangerschaft, da während der Schwangerschaft nur unbedingt notwendige Arzneimittel verabreicht werden sollten. Das gilt auch für Impfungen.
Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Polio, Hepatitis A und B, Thyphus, Tollwut sind jedoch in der Schwangerschaft möglich. Gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken darf in der Schwangerschaft nicht geimpft werden.
Wer impft?
Jeder Arzt darf impfen. Auch Gesundheitsämter bieten kostenfreie Impfsprechstunden an. Für die Gelbfieber-Impfung müssen allerdings spezielle Zentren aufgesucht werden.
Der Impfung geht immer eine persönliche ärztliche Beratung voraus. Dabei sollte nach individuellen Risiken und Impfeinschränkungen, wie z. B. Reaktionen auf frühere Impfungen, gefragt werden. Die Aufklärung soll sowohl Nutzen, Krankheitsrisiken bei Unterlassung als auch Informationen über mögliche Nebenwirkungen, Komplikationen und Risiken der Impfung beinhalten. Empfehlungen über Verhaltensmaßnahmen im Anschluss an die Impfung, Information über Beginn und Dauer der Schutzwirkung sowie Hinweise zu weiteren Impfterminen (Impfserie, Auffrischung) gehören ebenfalls dazu.
Impfdokumentation
Der impfende Arzt muss die Impfung sorgfältig in einem Impfbuch dokumentieren. Das Impfbuch soll sorgfältig aufbewahrt und zu den Impfterminen mitgebracht werden. Der Arzt darf sich nicht auf eine mündliche Aussage des Patienten über bereits erfolgte Impfungen verlassen. Im Zweifelsfall muss er neu impfen. Insbesondere bei Verletzungen ist es ratsam, den Impfpass mitzubringen, damit der Arzt sieht, ob ein Tetanusschutz vorhanden ist.
Impfempfehlungen und Kosten
In Deutschland gibt es keine Impfpflicht. Sie sind also selbst für Ihren Impfschutz verantwortlich.
Welche Impfungen aber sind sinnvoll und notwendig? Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut gibt entsprechende Empfehlungen heraus. Je nach dem individuellen Gefährdungsgrad und dem allgemeinen Krankheitsgeschehen in Deutschland werden die Impfungen nach folgenden Kategorien unterschieden:
- Standardimpfungen – zur allgemeinen Anwendung;
- Auffrischimpfungen;
- Indikationsimpfungen – für Risikogruppen, z. B. mit erhöhtem Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko;
- beruflich bedingte Impfungen, z. B. für medizinisches Personal und Reiseimpfungen.
Die Kostenübernahme von Schutzimpfungen ist eine freiwillige Satzungsleistung der Krankenkassen. In der Regel werden aber die allgemein empfohlenen Impfungen und notwendige Auffrischimpfungen durch die Krankenkassen übernommen. Für bestimmte Indikationsimpfungen können unterschiedliche Kostenträger (z. B. auch der Arbeitgeber) infrage kommen.
Falls Sie weitere Fragen haben, sprechen Sie uns gerne an.